PZG.LE Umgang mit Menschen und Leben in der Gemeinschaft F26 SOP.003
Nummer: | PZG.LEMG SP A 23.F26 SOP.003 |
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Veranstalter: | PZG.Lern- und Entwicklungsbereiche |
Leitung: | |
E-Mail Verantwortliche/r: | |
ECTS-Punkte: | 5 |
Datum: | - |
Raum: | |
Anlassbeschreibung als PDF: |
Standardbezug
P01 versteht und strukturiert die Fachinhalte
P02 versteht und unterstützt Entwicklungsprozesse
P03 versteht und berücksichtigt Unterschiede im Lernen
P04 versteht und verwendet Unterrichtsstrategien
P05 moderiert und leitet Lernprozesse an
P06 kommuniziert und präsentiert
P07 plant und evaluiert
P08 beobachtet, beurteilt und fördert
P09 reflektiert ihre eigene Berufserfahrung
Lernziele/Kompetenzen
Situationen im Umgang mit Menschen und Verhalten, welches als auffällig, herausfordernd, störend, gestört wahrgenommen, erlebt und beschrieben wird,
1. mit Bezug zu wissenschaftlichen Perspektiven beschreiben und interpretieren:
- Ich kenne Verhalten als Ausdruck intra- und interpersonaler komplexer Verarbeitung.
- Ich kenne Definitionen, Klassifikationen, Ordnungen und epidemiologische Daten
und kann diese darstellen und vergleichen.
- Ich kenne wissenschaftliche Erklärungsansätze aus pädagogischen, psychologischen,
medizinischen, soziologischen Disziplinen und kann diese auf Situationen anwenden.
- Ich entwickele (m)ein schlüssiges Verständnis, welches ich mit wissenschaftlichen
und theoretischen Perspektiven begründen, erklären und darstellen kann.
2. mit spezifischen diagnostischen Zugängen erfassen, erkennen, prüfen und interpretieren:
- Ich kenne eine hypothesenbildende ICF – basierte Analyse.
- Ich verstehe die wechselseitige Verschränkung diagnostischer Massnahmen mit
Interventionen.
- Ich kann diese auf Situationen anwenden und beschreiben.
- Ich kenne ausgewählte systematische Beobachtungssysteme und kann diese
anwenden.
- Ich kann medizinische und weitere Fachberichte in Ergänzung zu eigenen
Erkenntnissen verstehen, interpretieren und Schlussfolgerungen ziehen.
3. als Erscheinungsformen aus systemisch-lösungsorientierter Perspektive bestimmen und erklären:
- Ich kenne systemische Ansätze und entwickele ein Verständnis für Zusammenhänge.
- Ich verstehe und nutze Techniken und Massnahmen systemisch-lösungsorientierter
Arbeit.
- Ich reflektiere die situationsangemessene Anwendbarkeit.
4. beratend begleiten, analysieren und in multiprofessioneller Zusammenarbeit entwickeln:
- Ich kenne ausgewählte Konzepte der Beratung, die Bedeutung multiprofessioneller
Zusammenarbeit und kann diese darstellen sowie mit geeigneten Situationen in
Verbindung bringen.
- Ich kenne das Konzept der Kollegialen Beratung - KTC, Kollegiales Teamcoaching -
und kann dieses anwenden und diskutieren.
5. aus den Perspektiven Prävention und Förderung einer gesunden Entwicklung, mit den Zielen didaktisch-methodische Massnahmen aufzubauen, beschreiben und interpretieren:
- Ich kenne die Konzepte «Prävention» und «Förderung» aus heilpädagogischer
Perspektive und kann diese erläutern und daraus auf konkrete Situationen bezogene
Handlungsmöglichkeiten ableiten.
- Ich kann ausgewählte didaktische Konzepte und Prinzipien beschreiben und diese mit
konkreten Massnahmen für Unterricht und Lernen diskutieren.
6. aus bindungswissenschaftlicher Sicht erkennen, beschreiben und interpretieren:
- Ich kenne die Bindungstheorie mit relevanten Konzepten und bin in der Lage
Situationen theoriegeleitet zu interpretieren und Massnahmen daraus zu entwickeln.
- Ich kenne ausgewählte Forschungsergebnisse und Handlungsmöglichkeiten zur
Beziehungsgestaltung.
- Ich kenne die Theorie der Entwicklung des Selbst nach D. N. Stern, insbesondere das
Konzept der RIGs und kann relevante Aspekte in Beobachtungs- und
Handlungsmöglichkeiten umsetzen.
7. mit Aspekten der Motivationsentwicklung und dem Umgang mit Stress und Stresserleben in Verbindung bringen sowie Massnahmen zur Regulation entwickeln:
- Ich kenne relevante Theorien zu Stress, Stressregulation und Motivation und kann
diese darstellen und erläutern.
- Ich erkenne die Bedeutung der Theorien u.a. für eine gesunde Entwicklung und kann
daraus Handlungsmöglichkeiten ableiten.
8. mit Konzepten der Emotionsforschung, der Affektlogik und der Mentalisierung diskutieren:
- Ich kenne und verstehe die Bedeutung von Emotionen und Gefühlen für die
Entwicklung und Steuerung von Verhalten und Verhaltensmustern in verschiedenen
Kontexten und kann diese erläutern.
- Ich kenne die Konzepte der Affektlogik und Mentalisierung, kann sie darstellen und
mit ihrer Hilfe konkrete Situationen analysieren, diskutieren sowie Handlungs-
möglichkeiten entwickeln.
9. in Verbindung mit ausgewählten Erscheinungsformen spezifische Massnahmen ableiten und diskutieren:
- Ich kenne spezifische Forschungsergebnisse und grundlegende Ansätze zur
Regulation und Förderung zu den verschiedenen Phänomenen.
- Ich bin mir bewusst, dass es Mischformen und unscharf abgegrenzte
Erscheinungsformen gibt und kann Handlungsmöglichkeiten diskutieren.
- Ich erfahre Möglichkeiten zur Regulation ausgewählter Phänomene.
- Ich kenne multiprofessionelle Möglichkeiten der Behandlung und
Handlungsmöglichkeiten und kann diese darstellen und erläutern.
Modulbeschreibung
Der Umgang mit Menschen beinhaltet die Fähigkeiten und Fertigkeiten, mit anderen angemessen in Kontakt zu treten, andere Meinungen zu respektieren, Freundschaften zu pflegen sowie Nähe und Distanz im Umgang mit Fremden und Bekannten regulieren zu können. Gleichzeitig findet der Umgang mit Menschen in Erziehung, Unterricht und schulischer Bildung im Rahmen von Entwicklung, Lernen, Wahrnehmen, Anpassen und Regulieren zusammenhängender Denk-, Fühl- und Verhaltensprozesse in sozialer Interaktion und Kommunikation statt. Das Modul bezieht sich auf Erkenntnisse und Konzepte aus Pädagogik, Heil- und Sonderpädagogik, Psychologie, Medizin, Soziologie und Rechtswissen-schaften. Ziel ist es die Kompetenzen für Verstehen, Reflektieren, Handeln und Fördern im Umgang mit Menschen und deren Fühl-, Denk-, Verhaltensprozessen sowie in herausfordernden Situationen theoriegeleitet und systematisch zu erweitern. Dies beinhaltet ebenso die Kompetenzen der beratenden Funktion in multiprofessioneller Zusammenarbeit.
Moderne Konzeptionen zu Verhalten, welches als auffällig, störend oder herausfordernd wahrgenommen wird, verstehen Kinder und Jugendliche als autonome Subjekte, deren Verhaltensauffälligkeiten funktional und entwicklungsperspektivisch als Bewältigungsversuche überfordernder Situationen zu interpretieren sind. Neben dem Kind sind somit auch soziale Kontexte und darin gemachte Erfahrungen an der Entwicklung und Aufrechterhaltung sogenannter auffälliger Verhaltensweisen beteiligt. Aus einer solchen interaktional-verstehenden Perspektive ist es zentral, relevante Bedingungsfaktoren zu erkennen, ihr Zusammenspiel zu analysieren und den subjektiven Sinn hinter dem auffälligen Verhalten und die daraus resultierenden Anforderungen an Situationen und Kontexte zu verstehen. Die mehrperspektivische Sicht auf Verhalten wird in der Fachliteratur breit vertreten. «Die wissenschaftliche Diskussion in der Pädagogik bei Verhaltensstörungen zeichnet sich dadurch aus, dass mehrere Erklärungsmöglichkeiten akzeptiert werden und daher verschiedene Handlungsansätze gleichzeitig existieren» (Hillenbrand, 2008, p.68).
Aus diesem Verständnis ergeben sich inhaltliche Schwerpunkte im Modul, die nicht ausschliesslich an klassifizierten symptomatischen psychopathologischen Beschreibungen orientieren, sondern entwicklungsbezogene theoriegeleitete Präventions- und Interventionskonzepte zur Förderung der emotional-sozialen Kompetenzen thematisieren:
1. Verständnis – Systematik und Modelle: Symptomatik, Ätiologie, Definitionen, CASEL/SEL
2. Diagnostik – ICF basierte Beobachtung, Situationsanalyse, ausgewählte Testverfahren und Förderplanung
3. Verhalten im System – Lösungs- und Ressourcenorientierung
4. Kollegiale Situationsbesprechung, Beratung und Gesprächsführung
5. Prävention und Förderung - Gesunde Entwicklung und didaktisch-methodische Aspekte
6. Bindung und Beziehung/Beziehungsgestaltung
7. Stress, Stressregulation und Motivation
8. Mit Emotionen umgehen – Emotionsregulation, Affektlogik, Mentalisierung
9. Ausgewählte Phänomene:
ADS/ADHS,
Aggression und Gewalt,
Rückzug, Ängste und Panik,
Scham, Widerstand und Verweigerung,
Absentismus und Dropout,
Autismus-Spektrum (ASS)
Mit der Betonung von ICF-basierten Lebenskontexten werden in diesem Modul auch Freizeit und Erholung thematisiert: Wie wird Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung geschaffen, wie werden informelle und formelle Kontakte gepflegt, wie werden Kontakte zu passenden Peer-Groups geknüpft und aufrechterhalten, welchen Zugang haben Kinder und Jugendliche zu Religion und Spiritualität bzw. welche Lern- und Entwicklungsbeeinträchtigungen können in diesen Bereichen auftreten?
Bibliographie
Kunz, A., Luder, R., & Müller Bösch, C. (Hrsg.). (2021). Inklusive Pädagogik und Didaktik (2., vollständig überarbeitete Auflage). hep Verlag.
Müller, T. (2021). Basiswissen Pädagogik bei Verhaltensstörungen: Mit 23 Abbildungen und 1 Tabelle: mit Online-Zusatzmaterial. Ernst Reinhardt Verlag.
Wettstein, A., & Scherzinger, M. (2022). Unterrichtsstörungen verstehen und wirksam vorbeugen (2. Auflage). Verlag W. Kohlhammer.
Prüfungsleistung
Der Leistungsnachweis (LNW) gliedert sich in Teile und beinhaltet die theoriegeleitete Analyse einer praktischen Situation mit der Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten und Massnahmen zur Förderung:
1. Gruppenteil A:
Die Gruppe (bis 5 Studierende) wählt bzw. erarbeitet eine Situationsbeschreibung aus der Praxis, die eine Fragestellung zum Umgang mit Menschen mit Verhalten, welches als auffällig, herausfordernd beschrieben und erlebt wird, enthält. Gemeinsam wird eine hypothesenorientierte ICF basierte Analyse schriftlich verfasst.
(max. 3 Din-A 4 Seiten, 4500 Zeichen inkl. Leerschlägen, zzgl. Abbildungen)
2. Individualteil A:
Jedes Mitglied der Gruppe entscheidet sich für zwei thematische Zugänge (z.B. «Stress und Motivation» oder «Emotion, Affektlogik, Mentalisierung»; Dopplungen möglich, da nicht immer vermeidbar), aus deren Perspektive die Situation theoriegeleitet analysiert und erläutert wird, Hypothesen formuliert werden und Handlungsmöglichkeiten zur praktischen Förderung und Anwendung entwickelt werden. Fliesstext, schriftlich, max. 4 Din-A 4 Seiten, 6000 Zeichen inkl. Leerschlägen, zzgl. Abbildungen oder Tabellen,Literaturverzeichnis)
3. Gruppenteil B:
Fachgespräch in der Gruppe (online), in dem die Gruppenmitglieder ihren Zugang (Individualteil A) darstellen und in der Gruppe mit der modulverantwortlichen Fachperson diskutieren sowie reflektieren. Je Gruppenmitglied 10 Minuten, gesamt 1.5h, bei 5 Studierenden in der Gruppe.
Die Leistung ergibt sich aus der Gruppenarbeit Situationsauswahl und -formulierung (schriftlich), der individuellen Bearbeitung der Situation nach thematischen theoriegeleiteten Zugängen (schriftlich) und dem Fachgespräch mit Diskussion und Reflexion.
Kriterien zur Bewertung und Rückmeldung:
Praxisreflexion am Beispiel einer herausfordernden Situation im Schulalltag
1) Auseinandersetzung zum Thema
Ein Thema mit sonderpädagogischer Relevanz wurde gewählt, formuliert.
Eine Situation aus der schulischen Praxis wird differenziert beschrieben. (ICF-basiert, Differenziert nach Beobachtungen, Interpretationen, Situationen, Kontexte etc.)
2) Theoretische Auseinandersetzung
Die theoretischen Grundlagen (Begriffe, Konzepte, Handlungsmodelle) werden herangezogen und Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Literatur werden einbezogen.
Eigene Gedanken werden entwickelt und dargestellt und mit der theoretischen Auseinandersetzung
zusammenhängend begründet bzw. mit Argumenten belegt.
3) Diskussion, Argumentation
Argumente aus theoretischen Modellen und Konzepten werden diskutiert und reflektiert.
Subjektive Erfahrungen und praxisbezogene Erkenntnisse werden in die Diskussion eingebracht.
4) Darstellung eigener Positionen
Die geführte Reflexion und Auseinandersetzung münden in eine erkennbare Positionierung zum Thema.
Ein begründetes Verständnis wird zusammenfassend dargestellt.
5) Hypothesenbildung und Handlungsansätze
Es werden theoretisch begründete Hypothesen und Handlungsansätze entwickelt.
Sonderpädagogische und für den Umgang bzw. die Förderung relevante Massnahmen werden vorge- schlagen und begründet.
6) Formales / Gesamteindruck
Der Leistungsnachweis einspricht in Form und Umfang in allen Teilen den Anforderungen.
(Einheitliche Literaturverweise bzw. Zitationen, Fachbegriffe etc.)
Der Leistungsnachweis ist sowohl im schriftlichen Teil und oder dem mündlichen Teil strukturiert, klar formuliert und sprachlich korrekt und ansprechend bzw. kreativ ausgeführt.
Der Leistungsnachweis wird im Gesamtergebnis mit erfüllt / nicht erfüllt bewertet.
Eintrittsbedingungen
Modul Lern- und Entwicklungsbereiche diagnostizieren und fördern erfolgreich absolviert
Workload
- Präsenzzeit (1 Lekt. ist 1 Std.) = xx
- Selbststudium / ggf. Leistungsnachweis = xx
- Vorbereitung BA-Prüfung während Semester = xx
- Vorbereitung BA-Prüfung während Prüfungswochen = 5 Std. (allgemeine Vorgabe)