PZG.PB Bildungsbenachteiligungen: Gesellschaftliche und rechtliche Aspekte H23 SOP.001

Nummer: PZG.PBBB SP A 23.H23 SOP.001
Veranstalter: PZG.Professionsbereiche
Leitung: Klaus Joller / Roger Dettling
E-Mail Verantwortliche/r: klaus.joller@phzg.ch
ECTS-Punkte: 5
Datum: 14.08.2023 - 29.09.2023
Raum: PZG.SG 002 / 019 / 026
Anlassbeschreibung als PDF:

Standardbezug

Lernziele/Kompetenzen

Ich kann…
1) eine Situation der Behinderung nach medizinischen Gesichtspunkten analysieren und wertegeleitete Entscheidungen treffen, um diese Situationen zu beenden oder zu mildern.
-Machen sich mit den verschiedenen Arten von Behinderungen vertraut, einschliesslich ihrer Ursachen, Symptome und Auswirkungen auf den Körper und die Gesundheit.
-Können die Auswirkungen von Behinderungen auf das tägliche Leben und die Funktionsfähigkeit analysieren.
-Verstehen die Rolle der medizinischen Versorgung, Therapien und technologischen Hilfsmittel bei der Behandlung und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen.

2) eine Situation der Behinderung nach soziologischen Gesichtspunkten analysieren und wertegeleitete Entscheidungen treffen, um diese Situationen zu beenden oder zu mildern.
-Erkennen diskriminierende, benachteiligende Situationen insbesondere gegenüber Menschen, welche in der Gesellschaft wenig Akzeptanz erfahren und treffen wertegeleitete Entscheidungen, die diese Situationen beenden oder mildern.
-Können Bildungsbenachteiligungen in der Schule und am Übergang in den tertiären Bildungssektor beschreiben und mit bildungssoziologischen Theorien erklären.
-Erkennen in der eigenen heilpädagogischen Schulpraxis soziale Bildungsungleichheiten, kann Situationen bildungssoziologisch analysieren und setzen sich aktiv für den Abbau sozialer Bildungsungleichheiten ein.

3) eine Situation der Behinderung nach rechtlichen Gesichtspunkten analysieren und wertegeleitete Entscheidungen treffen, um diese Situationen zu beenden oder zu mildern.
-Können Situationen gemäss schulrechtlichen und kindesrechtlichen Vorgaben (inkl. der zivilrechtlichen Kindesschutzmassnahmen) beurteilen.
-Können Folgerungen auf der Basis der geltenden rechtlichen Bestimmungen zur Sonderbeschulung zur integrativen Förderung und zu den Vorgaben der Schullaufbahnentscheidungen ziehen.
-Können bei rechtlichen Fragestellungen im Berufsfeld der Sonderpädagogik die Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen der verschiedenen Akteur/innen benennen und Handlungsmöglichkeiten, Grenzen, Pflichten und Rechte in meiner Rolle als Schulische Heilpädagogin/Schulischer Heilpädagoge wahrnehmen.

4) eine Situation der Behinderung nach psychologischen Gesichtspunkten analysieren und wertegeleitete Entscheidungen treffen, um diese Situationen zu beenden oder zu mildern.
-Können psychologische Prozesse beschreiben, die bei der Entstehung und Bewältigung von Behinderungen eine Rolle spielen, wie z. B. Anpassungsmechanismen, psychische Belastungen und Resilienz.
-Können psychosoziale Herausforderungen und Barrieren identifizieren, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind, und kann deren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität analysieren.
-Können sich zu ethischen Fragen im Zusammenhang mit Behinderungen aus psychologischer Sicht positionieren, z. B. Selbstbestimmung, Teilhabe und Stigmatisierung.
-Verfügen über die Fähigkeit, psychologische Faktoren, wie z. B. individuelle Einstellungen, Selbstwirksamkeit und soziale Unterstützung, in der Analyse von Situationen der Behinderung zu berücksichtigen.

5) wichtige Fachbegriffe der Sonderpädagogik unterschiedlichen beruflichen Bezugspersonen adressatengerecht erklären und im Fachdiskurs passend einsetzen.
-Können die Bedeutung von Schädigungen erklären und klar vom Behinderungsbegriff unterscheiden.
-Können die Bedeutung der Partizipation für die Sonderpädagogik erklären.
-Können den Begriff der Diagnostik definieren.
-Können Massnahmen der Prävention und der Intervention benennen und voneinander unterscheiden (Assistenz, Förderung, Therapie).
-Kennen das Normalisierungsprinzip, Empowerment und können passende Beispiele aus dem eigenen Alltag ableiten.
-Können die Begriffe Integration und Inklusion argumentativ schlüssig unterscheiden.
-Kennen die zentralen Theorien der Disability Studies und können damit Situationen der Behinderung erklären.

6) ein Studium planen, welches meine sonderpädagogische Fachlichkeit, die eigene Tätigkeit, die Funktion der sonderpädagogischen Arbeit und die Abgrenzung innerhalb des pädagogisch-therapeutischen Felds kritisch reflektiert und gezielt weiterentwickelt.
-Kennen grundlegende Arbeitstechniken und –strategien des Lernens von Erwachsenen bzw. des Studierens.
-Kennen die Ausrichtung und den Aufbau des Studiengangs und können aus diesen Informationen angemessene eigene Zielsetzungen ableiten.
-Bauen sich Arbeitsstrukturen auf, die für ein erfolgreiches Bestehen des Studiums erfolgsversprechend sind.

Modulbeschreibung

INHALT UND BEGRÜNDUNG

Der Behinderungsbegriff hat eine vielfältige Geschichte. Erst noch vom Begriff Beeinträchtigung verdrängt, fordern Menschen mit Behinderung selbst, den Behinderungsbegriff wieder zu verwenden. Denn sie fühlen sich genau das: Behindert.

Im Modul schauen wir uns den Behinderungsbegriff aus unterschiedlichen Perspektiven an: Was ist aus rechtlicher Sicht eine Behinderung? Wie sieht die Medizin eine Behinderung? Was sind Fragen, die sich aus einer sozilogischen (gesellschaftlichen) Sicht ergeben? Und wie wirkt sich eine Behinderung auf die Identität eines Menschen aus (Psychologie)?

Weiter wird im Modul ein Fachvokabular mit den wichtigsten heilpädagogischen Fachbegriffen aufgebaut (Normalisierung, Empowerment, Integration, Inklusion etc.).

Und schliesslich soll dieses Modul auch eine Einführung ins Studium bieten: Wir schauen gute Strategien an, frischen unser Wissen über Lern- und Arbeitstechniken auf und versuchen, über eine passende Planung eine gute Ausgangslage für ein stressfreies Studium zu schaffen.

ORGANISATION
Das Modul gliedert sich in eine dreiwöchige Vorbereitungsphase. Dann folgt eine Blockwoche in Präsenz. Die letzten drei Wochen dienen der Vertiefung und dem Verfassen des Leistungsnachweises.

Für die Blockwoche besteht eine Präsenzpflicht.

Bibliographie

Cloerkes, G. (2007). Soziologie der Behinderten. Eine Einführung (Edition S, 3., neu bearb. und erw. Aufl.). Heidelberg: Winter.
Hülshoff, T. (2022). Medizinische Grundlagen der Heilpädagogik (4. aktual. Auflage, revidierte Ausgabe). Stuttgart: utb GmbH; Ernst Reinhardt.
Kastl, J. M. (2017). Einführung in die Soziologie der Behinderung (Lehrbuch, 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage). Wiesbaden: Springer VS.
Lienhard, P., Joller-Graf, K. & Mettauer Szaday, B. (2015). Rezeptbuch schulische Integration. Auf dem Weg zu einer inklusiven Schule (2. aktualisierte Aufl.). Bern: Haupt.

Prüfungsleistung

SITUATIONSANALYSE EINER PERSON MIT BEHINDERUNG AUS MULTIDISZIPLINÄRER PERSPEKTIVE

Dieser Leistungsnachweis soll den Studierenden die Möglichkeit geben, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in der multidisziplinären Analyse von Fällen von Menschen mit Behinderungen zu demonstrieren und ihre Kompetenz in der Entwicklung von wertegeleiteten Lösungen unter Berücksichtigung der verschiedenen Perspektiven zu zeigen. Die Studierenden sollen in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge zu erkennen.

Die Studierenden wählen einen eigenen Fall einer Person mit Behinderung und führen eine umfassende Analyse durch. Die Analyse soll verschiedene Aspekte der Behinderung und deren Auswirkungen auf die betroffene Person und ihr Umfeld abdecken. Die folgenden Perspektiven sind zu berücksichtigen (die Unterpunkte zeigen Möglichkeiten auf; es sollen eigene sinnvolle Schwerpunkte gesetzt werden):

1. Medizinische Perspektive
-Eine detaillierte Beschreibung der medizinischen Diagnose und der damit verbundenen Einschränkungen der betroffenen Person.
-Eine Analyse der medizinischen Behandlungen, Therapien und Hilfsmittel, die zur Unterstützung der Person mit Behinderung eingesetzt werden.
-Die Auswirkungen der Behinderung auf die körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden der Person.

2. Psychologische Perspektive:
-Eine Untersuchung der psychologischen Auswirkungen der Behinderung auf die betroffene Person, einschlie-lich emotionaler, kognitiver und sozialer Aspekte.
-Die Identifizierung von Bewältigungsstrategien und Ressourcen, die die Person verwendet, um mit den Herausforderungen umzugehen.
-Die Rolle der psychologischen Unterstützung und Interventionen zur Förderung des Wohlbefindens und zur Bewältigung von psychischen Belastungen.

3. Soziologische Perspektive:
-Eine Analyse der sozialen Auswirkungen der Behinderung auf die betroffene Person, ihre Familie und ihr soziales Umfeld.
-Die Untersuchung von sozialen Barrieren, Vorurteilen und Stigmatisierung, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind.
-Die Identifizierung von sozialen Unterstützungssystemen und inklusiven Praktiken, die das soziale Wohlbefinden und die Teilhabe der Person fördern.

4. Rechtliche Perspektive:
-Eine Betrachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen und Bestimmungen, die Menschen mit Behinderungen schützen und ihre Rechte gewährleisten.
-Die Bewertung von aktuellen rechtlichen Herausforderungen oder Lücken im Zusammenhang mit der Behinderung.
-Eine Analyse von möglichen rechtlichen Lösungsansätzen oder Reformvorschlägen, um die Situation der betroffenen Person zu verbessern.

Die Studierenden reichen ihre Analyse zusammengefasst in Form eines schriftlichen Berichts ein. Dieser umfasst 12’000 bis max. 15’000 Zeichen (inkl. Leerschläge).

Es handelt sich um einen formativen Leistungsnachweis. Der Rückmeldung werden folgende Kriterien zu Grunde gelegt:

1. Die Fähigkeit, den Fall klar zu präsentieren und effektiv zu kommunizieren.
2. Verständnis der verschiedenen Perspektiven (medizinisch, psychologisch, soziologisch, rechtlich) und deren Integration in die Analyse des Falls.
3. Die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und zu analysieren.

Abgabeschluss des Leistungsnachweises ist der Freitag der Kalenderwoche 46.

Eintrittsbedingungen

Keine